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An die Arbeit, Michael Garcia!

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(Ich will die kleine Chronik fortsetzen und rein kopieren, was ich gestern auf die Schnelle – und aus der Ferne – zum FIFA-Treffen in Zürich fabuliert habe. Zuvor hatte ich im Schweizer Radio schnell noch Andrew Jennings zum FIFA-Ethikchef vorgeschlagen, gemäß unserer volldemokratischen Abstimmung von vor einigen Jahren. Auch diesmal aus Zeitnot leider keine Links, aber dafür gibt es ja Tags und verwandte Artikel da unten.)

Die Propaganda läuft auf Hochtouren. Joseph Blatter, der Hauptverantwortliche für das allumfassende Korruptionssystem im Fußball-Weltverband (FIFA), der mit jeder beleidigten Äußerung ganze Fußballnationen in Aufruhr versetzt, etwa als er über mögliche Korruption bei der Vergabe der WM 2006 an Deutschland plauderte, wird in deutschsprachigen Boulevardmedien plötzlich als der Held gefeiert. Die Bild-Zeitung, die am Dienstag einen offenen Entschuldigungsbrief des 76 Jahre alten Schweizer Patriarchen veröffentlichte, legte online mit einer Home-Story nach. Und der Blick, bei dem Blatters Kommunikationsdirektor Walter de Gregorio einige Jahre Sportchef war, titelt nach der FIFA-Exekutivsitzung ebenfalls online: „Blatter siegt an allen Fronten – Weg frei für mehr Transparenz bei der FIFA.“

Was war passiert?

  • Haben sich etwa plötzlich alle Empfänger der mehr als 142 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld, die von der Marketingagentur ISL/ISMM verteilt wurden, gemeldet?
  • Haben Russland (2018) und Katar (2022) wegen der Korruptionsvorwürfe die Weltmeisterschaften zurückgegeben?
  • Wird die WM-Vergabe an Deutschland überprüft?

Nein, Blatters FIFA-Regierung hat in Zürich lediglich die Besetzung der neuen Ethikkommission abgesegnet. Ethik und die FIFA, das verträgt sich eigentlich nicht. Bislang waren derlei Gremien stets von Blatter handverlesen worden, mitunter ließ er deren Beschlüsse im Papierkorb verschwinden und legte sie gar nicht dem Exekutivkomitee zur Ratifizierung vor, etwa 2006, als die so genannten Ethiker einen deutschen Journalisten wegen seiner kritischen Berichterstattung zur Persona non grata erklärten. (Dieser Kerl schaut regelmäßig vorbei in diesem Theater.)

Nun aber riskiert der Baseler Strafrechtler und Compliance-Experte Mark Pieth auf Blatters Wunsch und für viel Geld seinen Ruf und strukturierte um. Auch der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger, der bei seiner Aufnahme ins Exekutivkomitee im Juni 2011 Lobeshymnen auf Blatter sang, werkelte an Statutenänderungen. Der Umstand, dass die künftige Gerichtskammer der Ethikkommission vom Münchner Richter Hans-Joachim Eckert geleitet wird, der im Siemens-Korruptionsprozess gestählt wurde, verrät Zwanzigers Handschrift. Die Ermittlungskammer leitet der US-Amerikaner Michael Garcia, ein ehemaliger Staatsanwalt mit Interpol-Erfahrung. Die anderen dreizehn Mitglieder der Kammern sind eine eher enttäuschende Besetzung. Teilweise windige Typen und Blatter-freundliche wie der Australier Les Murray. Einige Vertreter aus Übersee haben bereits in der alten Kommission schlechten Dienst verrichtet.

Blatter sagte, was er nach nahezu jeder wichtigen Sitzung sagt:

Ich bin ein glücklicher Präsident!“

Assistiert wurde er von Zwanziger, den Nachrichtenagenturen mit den Worten zitieren:

Aus Sicht der FIFA-Exekutive ist er absolut tragbar.“

Zwanziger sagte, er habe keinen Auftrag gehabt, Blatters Rücktritt zu fordern. So wie es vor einigen Tagen Reinhard Rauball verlangt hatte, der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL), der sein Begehren sogar erneuerte. Doch DFB-Vertreter und Blatter spielen wieder Doppelpass, nach einigen medialen Geplänkeln, die nur bei all jenen für Aufregung sorgen, die ungern ins Archiv gucken und also nicht die Regeln dieser Show begreifen.

All jene, die die Weltmeisterschaft nach Deutschland holten, sind Blatter zur Seite gesprungen. Außer einem gespielten Aufschrei der Empörung hatten DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Franz Beckenbauer und der Lobbyist Fedor Radmann nicht viel zu sagen. Ihre WM-Bewerbung sei sauber und über jeden Zweifel erhaben gewesen, gaben sie zu Protokoll, obwohl längst das Gegenteil bewiesen ist. Denn die Deutschen haben, zum Beispiel, über Firmen aus dem ehemaligen Reich des Medienmoguls Leo Kirch FIFA-Exekutivmitglieder und dubiose Figuren im Umfeld der FIFA-Regierung mit traumhaften, nebulösen Verträgen und Geldsummen bedient. Nichts davon ist aufgeklärt.

Es gab in Zürich eine wirklich gut klingende Nachricht: Anders als von Pieth angekündigt (und wie ich es folglich seither verbreitete), wird es doch keine Verjährungsfrist geben. FIFA-Chefermittler Michael Garcia könnte also sofort die WM-Vergaben an Deutschland, Russland und Katar aufklären, in dem er etwa die Konten der FIFA-Exekutivmitglieder überprüft. All das soll, so hat Pieth behauptet, jetzt möglich sein.

Garcia muss sich eigentlich nur jenes Foto anschauen, das die FIFA am Dienstag auf ihrer Webseite veröffentlichte:

Da sitzen die Exekutivler und stimmen über die Ethikkammern ab. Im Vordergrund der schwergewichtige US-Amerikaner Chuck Blazer, der mindestens zehn Millionen Dollar Provisionen kassiert hat – klare Korruption. Gegen Blazer ermittelt das FBI. Neben Blatter sein Generalsekretär Jerome Valcke, der seit dem legendären Prozess um FIFA-Sponsorenverträge mit zwei Kreditkartenfirmen als Serienlügner bezeichnet werden kann. Und der in einer Email an den ehemaligen korrupten FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner behauptet, man wisse doch, dass Katar die WM gekauft habe. Zu Blatters Rechten: der Erste Vizepräsident und Finanzchef Julio Grondona aus Argentinien. Der unterhält Schwarzkonten in etlichen Ländern, die mit mindestens 120 Millionen Dollar gefüllt sind.

Michael Garcia, an die Arbeit!


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